- Konzept & Inszenierung – Saar Magal
- Choreographie – Saar Magal in Kollaboration mit Julia Kraus Dybeck & Ensemble
- Uraufführung
- 1 Stunde 20 Minuten ohne Pause
- Interessant für Menschen ab 14+
- With English surtitles (except for the premiere)
Tanz und Schauspiel über die Lächerlichkeit des menschlichen Bemühens
Ein Mann wacht auf und wird verhaftet: Die Welt, die ihn umgibt, ist eine völlig andere, als er sie kennt. Die Anfangsszene aus Franz Kafkas Jahrhundertroman ‹Der Process› ist auch Ausgangspunkt dieses performativen Abends, inszeniert von der israelischen Regisseurin und Choreographin Saar Magal. In szenischen Bildern zwischen Tanz und Schauspiel verhandeln die Darsteller:innen den Moment, wenn Realität plötzlich relativ ist und verkörpern die unaufhaltsame Verwandlung von Figuren, Motiven, Situationen und Perspektiven.
Tierische Protagonist:innen
Tänzer:innen und Schauspieler:innen verwandeln sich in Hunde, Schakale, Geier, Panther, Leoparden und andere sprechende Tiere. Ein Käfer im Winterschlaf, ein Maulwurf, der sich in seinem Labyrinth verirrt, eine Maus, die die Flucht ergreift, sobald jemand das Zimmer betritt – ein undurchdringbarer Strom von Bildern, Stimmen, Bewegungen. Kafka hat sich in seinem Werk immer wieder bei der Tierwelt bedient, um die Gefühlswelt seiner Protagonist:innen spürbar zu machen.
100. Todestag in 2024
Der Autor, dessen Todestag sich in 2024 zum hundertsten Mal jährt, hinterliess der Nachwelt ein bedeutendes, aber bescheiden wirkendes Werk. Zu seinen Motiven zählt die Unentrinnbarkeit des Absurden genauso wie eine nicht unterzukriegende Lebenshoffnung. Seine Protagonist:innen sind gleichermassen angetrieben von Lust und Angst. Dennoch decken sie zerstörerische gesellschaftliche Dynamiken auf. Ihre Paralyse wird zum Aufbegehren gegen die Gleichschaltung menschlichen Verhaltens.
Im Anschluss an die Vorstellung vom 14. Januar findet im Foyer Schauspielhaus ein Nachgespräch statt.
Gemeinsam mit der Dramaturgie kuratiert das Basler Kulturhaus Bider & Tanner seit vielen Jahren den Büchertisch zu unseren Stücken. Die Auswahl an Büchern, CD, DVD, Katalogen oder auch Noten ist jederzeit im Onlineshop zugänglich. Es lohnt sich, regelmässig zu stöbern.
Mediathek
Saar Magal und ihr Team erzählen nicht die Geschichten, sondern setzen suggestiv und dicht Stimmungen um. Alles wirkt dabei gleichzeitig sehr präsent wie seltsam unwirklich – kafkaesk eben. Kann man mehr wünschen?
Und auch die szenischen Bilder, welche die Performer und Musiker kreieren sind einnehmend und ausdrucksstark.
Ästhetisch ist alles ganz herrlich ausgeklügelt und schon allein wegen des Crossover-Ansatzes auf der Höhe der Zeit
Hier wird Kafka nicht einfach dramatisiert und dann nachgespielt, dieser Abend ist selber kafkaesk. Er ist ein eigenständiges Gesamtkunstwerk aus Tanz, Schauspiel und Musik: Theater, das mit seinen eigenen Mittel durchaus das Niveau des Schriftstellers erreicht.
Wenn die beiden Tänzer Mason Matias und Rocha Moura Manning in roten Pumps auf einer herausgezogenen Schublade als Assistenten-Duo des Inspektors posieren, bringt das Kafka mit der queeren Vogue-Tanzkultur zusammen und überführt so den Klassiker ins Jetzt.
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