Die Ära Düggelin von 1968 bis 1975 am Theater Basel ist sagenumwoben. Werner Düggelin ist im August 2020 im Alter von 90 Jahren gestorben. Bis ins ganz hohe Alter sorgte er als Regisseur vorab am Schauspielhaus Zürich und am Theater Basel für hohe Beachtung. Zur legendären Figur wurde er aber als Direktor der Theater Basel, wie er das Dreispartenheus nach der Fusion des Stadttheaters mit dem ehemaligen Privattheater Komödie umgetauft hatte.
Düggelin verstand sich als Primus inter Pares einer Truppe von «Spinnern», wie er immer wieder sagte. Einer, der es verstand, herausragende Autoren und Künstlerinnen und Künstler an seine Häuser zu binden und vor allem aber junge Besucherinnen und Besucher ins Theater zu holen. Hierfür brach er mit Konventionen des bildungsbürgerlichen Tempels, liess Rockbands auftreten und schaffte es, dass die jungen Rockfans die Schwellenangst überwanden.
Einer dieser Autoren war Friedrich Dürrenmatt. Der Schweizer Vorzeigedramatiker kannte Basel bereits von früher. Er war 1946 mit seiner Frau Lotti, die sich in Basel ein Engagement erhofft hatte, nach Basel gezogen. Hier wurden in den 1940er-Jahren zwei seiner Stücke uraufgeführt: ‹Romulus der Grosse› und ‹Der Blinde›. 1948 ging er weg, kam aber 20 Jahre in Düggelins Gefolge wieder, um das Theater umzukrempeln – bzw. die Theaterliteratur neu zu denken und zu dichten. Sein Basler Engagement endete nach einem Jahr aber im Streit und einem fulminanten, öffentlich zelebrierten Eklat. Trotzdem erinnerte sich Dürrenmatt mit einigen Jahren Abstand in einem Zeitungsinterview: «Das erste Jahr mit Düggelin war meine schönste Theaterzeit überhaupt.»
Der Abgang des Starautoren tat der Erfolgsgeschichte der Ära Düggelin keinen Abbruch. Im Gegenteil. Die Basler Theater entwickelten sich unter ihm und mit dem verantwortlichen Dramaturgen Hermann Beil weiter zu einer der führenden und stilbildenden Bühnen im deutschsprachigen Raum. Er öffnete seine Bühnen Autoren wie Heinrich Henkel, Dieter Forte und Jürg Steiner sowie Regisseuren wie Hans Bauer, Erich Holliger und Hans Hollmann. Auch in den Musiksparten holte Dügg, wie er weitum genannt wurde, mit dem Musikalischen Oberleiter Armin Jordan und Ballettchef Hein Spoerli Persönlichkeiten ans Haus, die über Basel hinaus bedeutende Spuren hinterliessen. Düggelin legte sich damit mit dem gesellschaftlichen Establishment an und gewann dieses schliesslich.
Düggelin arbeitete auch mit herausragenden Grafikern zusammen wie Armin Hoffmann (1920 – 2020), der bereits Anfang der 1960er-Jahre für des Theater Plakate geschaffen hatte, die heute noch als Ikonen der Grafik gelten und Eingang in die Sammlung der Museum of Modern Art New York gefunden haben.
1975 verlängerte Düggelin seien Vertrag nicht, weil er vergeblich darum gekämpft hatte, mit der Übernahme des neuen Stadttheaterbaus auch höhere Subventionen zu erhalten.