Abschied von Hans Hollmann

Porträt von Hans Hollmann

Zum Abschied von Hans Hollmann, Intendant am Theater Basel von 1975 bis 1978

Hans Hollmann ist für mich ein Rätsel: er war nur drei Jahre, von 1975-1978 Intendant am Theater Basel. und hat sich doch derart in der DNA des Theaters festgesetzt. Wie geht das, in solch einer kurzen Zeit so eine prägende Wirkung zu hinterlassen?

Möglicherweise, weil Hans Hollmann auf Menschen eine enorme Wirkung hatte. Seine Inszenierung von ‹Die letzten Tage der Menschheit› ist legendär. Es war das erste Stück, das damals im Neubau des Theater Basel zu sehen war und die erste Inszenierung Hollmanns als Intendant an diesem Haus: Ein Ursprungserlebnis für Theater schlechthin! Diese erste Begegnung mit den ganz neuen Räumen, fast noch im Rohbau, dieser Moment, als das neue Theater eröffnet wurde, ist bis heute in den Köpfen der Basler:innen präsent und wirkte auch weit über die Landesgrenze hinaus. Aber auch seine Arbeit in verschiedenen Sparten, sowohl im Schauspiel als auch in der Oper, national und international, hat sich in das Gedächtnis vieler eingebrannt. Nach seiner Zeit als Intendant war Hans Hollmann noch Jahrzehnte als Regisseur am Theater Basel präsent. 

Eine Szene aus Die letzten Tage der Menschheit
Eine Szene aus ‹Die letzten Tage der Menschheit› – Hollmanns erstes Stück im neuen Theater Basel

Wenn man seine Biographie liest, dann merkt vor allem eines: Dieser Mann war ein Universalist des Theaters. Er hat nicht nur Werke inszeniert, er stand auch selbst als Schauspieler auf der Bühne, verfasste grossartige Essays, schrieb Drehbücher und Übersetzungen, er war Professor und hat neue Strukturen aufgebaut. Im Bereich der Inszenierung, Lehre, der Wissenschaft – überall hat sich Hans Hollmann bewegt. Und so etwas stirbt heutzutage aus. So einen Theateruniversalisten, wie Hans Hollmann es war, gibt es meines Wissens heute kaum noch. 

Auch persönlich habe ich Hollmann sehr geschätzt: Er hat viele Menschen miteinander vernetzt und zusammengebracht. Noch im hohen Alter habe ich ihn als hellwachen und tatkräftigen Mann kennengelernt. In Frankfurt an der Hochschule war ich sein Nachfolger als Regieprofessor und durfte seinen wahnsinnigen gestaltenden, erschaffenden, strukturierenden Fleiss miterleben. Gerade kürzlich noch war er hier im Haus, an der Gedenkfeier von Werner Düggelin, und hat den Anwesenden herrliche Theatergeschichten erzählt. Keiner hätte da für möglich gehalten, dass dieser Mann mit den lebhaften Anekdoten bereits wenige Wochen später von uns geht.

Eine Szene aus Die letzten Tage der Menschheit
Die Premiere markierte ebenfalls die Eröffnung des heutigen Theater Basel.

Hans Hollmann war nach seiner Intendanz in Basel weiterhin in Basel zu Hause, auch wenn er als Künstler weltweit unterwegs war. Er ist immer ein Aushängeschild für Basel geblieben.

Ich danke Hans Hollmann für alles, was er für das Theater Basel geleistet und hier bewirkt hat. 

Benedikt von Peter
Intendant 
 

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