Benno Besson ist eine der prägendsten Regiepersönlichkeiten der Schweiz und Europas. Zu seinem Geburtstagsjubiläum widmet sich die Wanderausstellung ‹100 Jahre Benno Besson – Die Macht von Theater im Kalten Krieg›, kuratiert vom Berner Theaterwissenschaftler Christian Mächler, seiner Arbeit und seinem künstlerisch-politischen Wirken.

Benno Besson lernte Brecht in der Schweiz kennen und folgte ihm daraufhin ans Berliner Ensemble. Von 1974 bis 1978, mitten im Kalten Krieg, war er selbst Intendant der Berliner Volksbühne, dem ersten Staatstheater der DDR. Anlässlich der Ausstellung zeigt die Basler Compagnie Lesungen und Performances zu Besson und seinen Weggefährten in der Alten Billettkasse und lädt zu einer gemeinsamen historischen Tour d’Horizon. Im Zentrum stehen Texte von Autoren wie Brecht und Heiner Müller, die Benno Besson zeitlebens beschäftigten. In der Retrospektive auf den Künstler und die Persönlichkeit Besson zeigt sich, welche Kraft das Theater entfalten kann, wenn man sich auf sein Spiel einlässt.

Die Ausstellung wird kuratiert von Christian Mächler (Universität Bern, Verein Schweizerisches Theatermuseum), unterstützt u. a. von:
Schweizerischer Nationalfonds, Bundesamt für Kultur BAK, Ernst Göhner Stiftung, Swisslos-Fonds Basel-Stadt

Öffnungszeiten:
11:00 - 18:00 Uhr und während der Veranstaltungen rund um die Ausstellung

Freitag, 28. April 2023, 18:00 Uhr

Programmvorschau mit Christian Mächler und der Basler Compagnie

Samstag, 29. April 2023, ab 16:00 Uhr

16:00 Uhr Bertolt Brecht für Kinder
‹Wenn die Haifische Menschen wären› und andere Geschichten, gelesen von der Basler Compagnie

19:00 Uhr Bertolt Brecht ‹Der Messingkauf›
gelesen von einem Dramaturgen, einer Philosophin, einem Beleuchter und Schauspieler:innen

22:00 Uhr Karaoke mit Brecht und Arbeiter:innenliedern
Annika Meier mit Compagnie und Dominik Dittrich als Karaokeklaviermaschine

Donnerstag, 4. Mai 2023, 19:00 Uhr

Filme, Briefe, Proben-Aufzeichnungen
kuratiert von Christian Mächler, gelesen von Schauspieler:innen der Basler Compagnie

Donnerstag, 11. Mai 2023, 19:00 Uhr

Filme, Stücke, Erinnerungen &Stasi-Dokumente
kuratiert von Christian Mächler, gelesen von Schauspieler:innen der Basler Compagnie

Freitag, 12. Mai 2023, 21:00 Uhr

Gesammelte Werke von Heiner Müller, komprimiert von Timon Jansen & Jörg Pohl,
gelesen von Schauspieler:innen der Basler Compagnie

Sonntag, 14. Mai 2023, 19:00 Uhr

Videoschnipselvortrag von und mit Jürgen Kuttner

Eintritt CHF 15,
direkt an der Abendkasse in der Alten Billettkasse (nur bar)

Nach langer Zeit ist Jürgen Kuttner wieder mit einem seiner legendären Videoschnipselvorträge zurück in der Schweiz! Seit 1996 veranstaltete er Monat für Monat an der Berliner Volksbühne seine Vorträge. Über 100 Folgen gab es mittlerweile, mehr als 100.000 Zuschauer dürften inzwischen erfahren haben, was ein Videoschnipselabend mit Kuttner ist, denn auch über die Grenzen Berlins hinaus, im gesamten deutschsprachigen Raum sind diese Abende hochintelligenter, inspirierender und ebenso witziger Einsichten nicht zu überbietende Fernsehunterhaltung und Lehrstück in einem.

Das Theater ist ein Spiel. Ich wenigstens mache Theater, weil man dort spielen kann. Das Theater erlaubt mir, Kind zu bleiben und immer wieder spielend zu lernen. Das ist das Grösste, was man sich wünschen kann. 

Benno Besson

Benno Besson, geboren in Yverdon, war Schweizer Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter. Er nahm 1942 ersten Schauspielunterricht in Lyon und war seit 1943 Regiemitarbeiter am Schauspielhaus Zürich. 1942 bis 1946 studierte er Romanistik und Anglistik in Zürich und Neuenburg. Bis 1949 arbeitete er als Übersetzer und nahm Schauspielunterricht am Théâtre Jean-Marie-Serreau in Paris, führte in der französischen Besatzungszone in Deutschland Bertolt Brechts ‹Die Ausnahme und die Regel› sowie Molière-Stücke auf.

1948 begegnete er Brecht in Zürich. Ein Jahr später wechselte er auf dessen Anregung nach Berlin, arbeitete bis 1958 als Schauspieler, Regieassistent und Regisseur am Berliner Ensemble. Unter Brecht genoss er grosse Freiheiten, inszenierte mit ihm 1954 Molières ‹Don Juan›. Nach Auseinandersetzungen mit Helene Weigel trennte er sich vom Theater am Schiffbauerdamm und ging 1962 als Chefregisseur an das Deutsche Theater. Dort feierte er grosse Erfolge mit ‹Der Frieden› von Aristophanes, der Diktatur-Parabel ‹Der Drache› von Jewgeni Schwarz und mit ‹Ödipus Tyrann› von Sophokles.

1969 war er künstlerischer Oberleiter und ab 1974 Intendant der Volksbühne Berlin. Er inszenierte Theaterfeste, in denen die Schauspieler sowohl auf der Bühne wie im Foyer und im Hof auftraten, engagierte junge Regisseure wie Manfred Karge und Matthias Langhoff. Nachdem es wegen seiner Spielplangestaltung (insbesondere der Aufnahme von Werken von Heiner Müller) Konflikte mit dem Ministerium für Kultur gab, verliess Besson 1978 die DDR.

Er arbeitete fortan als freier Regisseur an Theatern in Österreich (Burgtheater), der Schweiz, in Frankreich und am Schiller-Theater in Westberlin. Von 1982 bis 1989 war er Leiter der Genfer Comédie und begann mit einer Reihe zweisprachiger Inszenierungen auf Deutsch und Französisch. Ab 1995 inszenierte er am Schauspielhaus Zürich. Besson erhielt 1982 die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien und 1994 den Molière-Preis der Stadt Paris. Nach ihm ist das Théâtre Benno Besson in seinem Geburtsort Yverdon benannt. Er starb 2006 mit 83 Jahren in einem Berliner Krankenhaus.

Hier finden sich alle Infos zum vergangenen Programm in der Alten Billettkasse in den Spielzeiten 20/21 und 21/22. Mehr